Krank durch Asbest?
Grundsätzlich geht von Asbestfeinstaub in Innenräumen eine Gesundheitsgefahr aus, insbesondere dann, wenn hohe Spitzenkonzentrationen von Asbestfasern möglich sind.
Asbest kann Krebs der Atmungsorgane, des Brust- und Bauchraumes und eine sonst sehr seltene Krebsform des Rippen- und Bauchfelles, das Mesotheliom, hervorrufen. Von der Exposition bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen in der Regel mehrere Jahrzehnte. Das Risiko steigt mit der Dauer der Belastung und mit deren Intensität. Wegen der langen Lebenserwartung sind daher besonders Kinder und Jugendliche gefährdet. Aus Gründen der Gesundheitsvorsorge muß die Faserabgabe in die Raumluft daher unterbunden und die Belastungskonzentration minimiert werden.
Durch Einatmen von asbeststaubbelasteter Luft gelangen feinste Asbestfasern tief in die Lunge und bleiben dort an den Lungenbläschen haften. Diese Asbestfasern durchstoßen und reizen das Lungengewebe, so daß es schon nach kurzer Einwirkungszeit zu Reaktionen des Lungengewebes kommen kann.
Bei einer Risikoabschätzung von Krankheiten bzw. Todesursachen durch Asbest unterscheiden wir in 2 Gruppen:
- Arbeitern der asbestverarbeitenden Industrie und Asbestentsorgern
- Anwender / Dritte, die nur einer ganz geringen Asbestbelastung ausgesetzt waren
Wahrscheinlichkeit für verschiedene Todesursachen
Todesursachen Wahrscheinlichkeit Autounfälle | 2,2 : 10.000 |
Brust- und Bauchfellkrebs (1.000 F/m³ Luft) | 2,0 : 10.000 |
Lungenkrebs (1.000 F/m³ Luft, Raucher, Männer) | 1,0 : 10.000 |
Brände und Explosionen | 3,7 : 100.000 |
Unfälle zu Hause | 1,2 : 100.000 |
Lungenkrebs (1.000 F/m³ Luft, Nichtraucher, Männer) | 1,0 : 100.000 |
Elektrischer Strom | 5,0 : 1.000.000 |
Blitzschlag | 4,4 : 10.000.000 |
Quelle: Umweltbundesamt 1991
Was bedeuten die Zahlen in der Tabelle? Hier ein Beispiel: Ein Krebsrisiko von 1:100.000 bedeutet, dass bei 100.000 Personen im Zeitraum der mittleren Lebenserwartung ein Krebsfall mehr erwartet wird als in einer nicht belasteten Bevölkerungsgruppe. Das Risiko eines Nichtrauchers, an einem asbestbedingten Tumor zu sterben, ist deutlich niedriger, als durch einen Autounfall ums Leben zu kommen.
Bei der Asbestose, auch Asbeststaublunge genannt, wird aktives Lungengewebe zerstört; dieses vernarbt im Laufe der Zeit. Es kommt zu vermehrtem Bindegewebswachstum. Die Folge für die Betroffenen ist eine Verhärtung der Lunge und damit eine zunehmende Einschränkung des Atemvolumens. Asbestose kann Ausgangspunkt für die Entstehung von Lungenkrebs sein. Für die Asbestose sind langfristige hohe Expositionen erforderlich. Diese Erkrankung tritt daher überwiegend in der Asbestver- und bearbeitenden Industrie auf.
Eine andere Krankheitsform ist das Mesotheliom des Rippen- und Bauchfells. Dies sind meist bösartige Tumore, hervorgerufen durch Asbestfasern, die das Lungengewebe durchstoßen haben. Das empfindliche Gewebe des Rippen- und Bauchfells kann nach einer Latenzzeit (Zeitraum des Ausbruches der Krankheit nach der Ursache) von 15 – 40 Jahren mit Krebsgeschwülsten reagieren. Diese Krankheit tritt vermehrt in der oben genannten 2. Gruppe auf, also bei Menschen, die nur niedrigen Asbestkonzentrationen ausgesetzt waren.
Eine Dosis/Wirkung-Beziehung kann für Asbest nicht abgeleitet werden, das heißt es gibt keinen Schwellenwert für eine unbedenkliche Konzentration.
Wichtig zu wissen ist auch, dass das Risiko eines Rauchers rund 10 mal höher ist, an einem Lungenkrebs zu erkranken, als bei einem Nichtraucher.